In ihrem bisherigen Einsatzgebiet haben sie ausgedient, aber in ihrer neuen Verwendung werden sie wieder wertvoll: Die Gemeinden Loxstedt und Schiffdorf haben am 12. Juli jeweils ein Fahrzeug an den Verein „OHZ hilft e. V.“ übergeben. Das rund 30 Jahre alte Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) der Ortsfeuerwehr Wiemsdorf wurde bereits im letzten Jahr durch ein modernes Fahrzeug ersetzt und findet in der Gemeindefeuerwehr keine Verwendung mehr. Der Pritschenwagen des Schiffdorfer Bauhofs wird ebenfalls nicht mehr genutzt. Ein Glücksfall für Peter Göbel, Vorsitzender des Vereins „OHZ hilft e. V.“. Gemeinsam mit ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern bringt er beide Fahrzeuge im Rahmen eines Hilfskonvois in die Ukraine. Das Feuerwehrfahrzeug wird der Feuerwehr in Perwomajsk dienen, der Pritschenwagen geht an die Front im Kriegsgebiet. Im Rahmen der erforderlichen Formalitäten bei der Zulassungsstelle des Landkreises Cuxhaven in Schiffdorf trafen sich jetzt alle Beteiligten vor Ort zur Fahrzeugübergabe.
„Heute Nachmittag geht es los, vorher beladen wir die Fahrzeuge an unserer Spendensammelstelle noch mit Hilfsgütern“, erzählt der Vereinsgründer. Seit 16 Monaten widme sich der Verein neben Hilfen im Alltag auch der humanitären Hilfe. „Wir haben in den ersten Monaten Hilfstransporte über eine Spedition in die Ukraine organisiert, aber diese ließen sich durch die Verschärfung des Kriegsrechts irgendwann nicht mehr realisieren. Seitdem fahren wir alle sechs Wochen selbst“, sagt er. Unterstützt wird die „OHZ hilft Ukraine“-Aktion von 18 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Nach einer zweitägigen Fahrt soll das Feuerwehrfahrzeug direkt in Perwomajsk, einem Dorf mit rund 40.000 Einwohnern, übergeben werden. Die Hilfe werde dort dringend benötigt: „Seit April haben sie dort kein Feuerwehrfahrzeug mehr, sie wurden entweder konfisziert oder zerstört“, so Peter Göbel. Heute stehe der Ort nicht mehr unter Beschuss.
Für den Pritschenwagen hat er sogar ein Ersuchungsschreiben des Verteidigungsministeriums der Ukraine: „Die Zerstörung von Militärtechnik und Fahrzeugen führt zu einem erhöhten Bedarf an diesen. Derzeit haben wir einen Mangel an Fahrzeugen, um die Kampffähigkeit unserer militärischen Einheiten zu stärken“, heißt es unter anderem in der deutschen Übersetzung. Für die Übergabe müssen die Helfer näher an das Kriegsgebiet: „Wir fahren bis 20 Kilometer vor die Front, um uns mit dem Brigadegeneral zu treffen“, berichtet der Vereinsvorsitzende, der sich schon seit 1991 der humanitären Hilfe widmet. „Wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören“, erklärt Peter Göbel seine Motivation auch für diese nicht ganz ungefährliche Tour.
Bevor es losgehen kann, müssen die bisherigen Kennzeichen gegen spezielle Ausfuhrkennzeichen ausgetauscht werden, die Peter Göbel von Claudia Dürdoth beim Schilder- und Zulassungsdienst Ludwig Kiese bekommt. Bei der Zulassungsstelle werden alle weiteren Formalitäten erledigt. Ohne eine sogenannte Deklaration, die der Verein erstellt, dürfen die Fahrzeuge und Waren nicht eingeführt werden: „Das sind ganze Bücher, in denen jedes Teil aufgeführt und später ausgetragen wird, damit die Lieferkette nicht unterbrochen werden kann“, so Peter Göbel. Für die gespendeten Fahrzeuge sei er den beiden Gemeinden sehr dankbar: „Ohne Spenden wären wir nichts.“ Und im Hilfsgebiet werde die Unterstützung dringend gebraucht: „Wenn man nichts hat, sind die Fahrzeuge Gold wert.“
Im August sind zwei weitere Übergaben von nicht mehr benötigten Fahrzeugen der Ortsfeuerwehren Stotel und Schwegen durch die Gemeinde Loxstedt geplant.
Bildunterschrift Titelbild: Einen Rundum-Handschlag als Dank für die Fahrzeugspenden gab es von Peter Göbel (Vorsitzender Verein „OHZ hilft e. V.“, Zweiter von links) an Loxstedts Bürgermeister Detlef Wellbrock (l.) und Schiffdorfs Bürgermeister Henrik Wärner (Dritter von links). Auch die beteiligten Ukrainer freuen sich über die Hilfe für ihr Heimatland.
Foto: Grotheer/Gemeinde Loxstedt
von link: Fachbereichsleiter Gerdes, die stellvertretenden Bürgermeister Dr. Ugurcu und Wolter sowie Bürgermeister Wärner vor den gespendeten Fahrzeugen