Genau am 50. Jahrestag der Fusion der selbstständigen Dörfer Schiffdorf, Spaden, Sellstedt, Wehdel, Geestenseth, Bramel, Wehden und Laven am 01. März 1974 begrüßte Bürgermeister Wärner in seiner Ansprache die rund 200 anwesenden Gäste aus allen Bereichen der Gesellschaft, die der Einladung zur Jubiläumsveranstaltung gefolgt waren.
Die Lektüre der damaligen Protokolle habe schnell gezeigt, so Wärner, dass in den Ortschaften keine Einigkeit über die von der Bezirksregierung geplante und vom Landtag beschlossene Fusion herrschte. Statt einer Liebesheirat handelte es sich vielmehr um eine Zwangsehe. Dennoch wuchsen die einzelnen Ortschaften im Laufe der Jahre zu einer Einheit zusammen.
Heute zeige sich eine lebenswerte Gemeinde für Menschen, die auf dem Land leben und zeitgleich urbane Infrastruktur nutzen möchten. Es gebe zahlreiche Einfamilienhäuser mit Gärten, Kanal- und Glasfaseranschlüssen. Der Weg zur Grundschule oder zur Kindertagesstätte führt nicht weiter als in den Nachbarort. Es gebe eine gute Bahn- und Busanbindung. Entspannung finde man in der Natur direkt vor der Haustür. Auch die Nordseeküste und die Kulturangebote im Oberzentrum Bremerhaven seien gut erreichbar. Abschließend rief Bürgermeister Wärner dazu auf, trotz aller Krisen zusammen weiterzuarbeiten, damit auch die nächsten 50 Jahre erfolgreich werden.
Im Anschluss trat die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens an das Rednerpult und richtete Grußworte an die Anwesenden. Sie schilderte die Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre aus Sicht der Landesregierung. Angesichts der Finanznot der Kommunen kündigte sie eine Überprüfung des Finanzausgleichs an. Auch die Kommunalaufsicht und diverse Förderrichtlinien werde man überarbeiten und vereinfachen.
Bei einer Podiumsdiskussion sprach die ehemalige Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, Astrid Vockert, mit Bürgermeister Henrik Wärner sowie seinen Amtsvorgängern Udo Bernshausen und Klaus Wirth über die Entwicklung der Gemeinde Schiffdorf in den vergangenen 50 Jahren. Gemeindedirektor a. D. Bernshausen berichtet über die anfänglich leere Gemeindekasse, die seinen Vorgänger bereits nach sechs Wochen zur Aufgabe bewogen habe. In seiner 25-jährigen Amtszeit habe er den „Dorffürsten“ beigebracht, dass auch ein Verwaltungschef gute Ideen haben kann und somit die Einheit der Gemeinde vorangebracht. Als besondere Herausforderung empfand er die Schaffung der Kanalisation einschließlich des Klärwerkes, die für die Bevölkerung eine große finanzielle Belastung darstellte. Zur Entlastung der Bürger habe er darauf hingewirkt, dass der Rat die hohen Beiträge großzügig stundete.
Sein Nachfolger, Bürgermeister a. D. Klaus Wirth, haderte während seiner Amtszeit mit dem demographischen Wandel. Es drohte eine schrumpfende Einwohnerzahl und die Überalterung der Bevölkerung. Mit der Ausweisung von Bauland steuerte die Gemeinde erfolgreich dagegen. Der Brand der Kindertagesstätte in Schiffdorf und die damit einhergehenden Probleme bei der Betreuung der Kinder war, so Wirth, eine besonders einschneidende Erfahrung, die durch großes Engagement der Beschäftigten der Einrichtung und der Verwaltung gestemmt werden konnte. Seinen Dank richtete er an alle, die darüber hinaus in dieser schwierigen Situation Hilfestellungen angeboten und geleistet haben. Die Betreuung der Kinder konnte so relativ schnell an verschiedenen Orten wieder aufgenommen werden.
Bürgermeister Henrik Wärner berichtete über den erforderlichen Ausbau der Infrastruktur in der Gemeinde. Der Bau bzw. Ausbau von Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und Feuerwehrhäusern sei dringend notwendig. Allerdings ringe man angesichts fehlender Millionen um die Finanzierung. Daher sein Wunsch zum Jubiläum an den Landrat: „Eine Haushaltsgenehmigung bitte!“
Die musikalische Gestaltung des Abends übernahmen Simon und Kathrin Bellett sowie eine Abordnung des Sinfonischen Blasorchesters Wehdel. Ein besonderes Highlight war das Lied „Zuhause in 27619“, welches Simon Bellett eigens zum 50. Jubiläum der Gemeinde Schiffdorf komponiert und zusammen mit seiner Frau und mit Begleitung des Sinfonischen Blasorchesters aufgeführt hat. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgte das Team der Heino Mühlenbeck Fleischwaren GmbH aus Spaden mit einem wohlschmeckenden und reichhaltigen Buffet.