Hier sein Bericht:
„Pünktlich zum Schichtwechsel startete ich meinen Nachtdienst und wurde freundlich mit einem Kaffee begrüßt. Anschließend folgte die Lagebesprechung, bei der die Vorkommnisse des Tagesdienstes mit der Nachtschicht ausgetauscht werden. Anschließend folgte dann die kurze Absprache, welcher Streifenwagen wohin fährt.
Bevor ich auf der Rückbank des Zivilautos Platz nehmen durfte, bekam ich noch eine Praktikanten-Weste verpasst, um im Verkehr besser gesehen zu werden. Anschließend begann die Streife durch das Einsatzgebiet und es dauerte nicht lange, bis meinen beiden „Chefs“ ein Auto auffiel, welches relativ schnell durch die geschlossene Ortschaft fuhr. Noch im Streifenwagen wurden Informationen zum Fahrzeug und dessen Halter gecheckt – für mich der erste Überraschungseffekt, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung so effektiv (und ohne Datenschutzprobleme über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus) genutzt werden. Die anschließende Kontrolle ergab dann aber keine Auffälligkeiten.
Der erste echte Einsatz führte dann an einen Badesee, an dem der schöne Sommertag mit einer Schlägerei endete. Bei der Anfahrt über Landstraße und Autobahn kam schnell die erste Erkenntnis, wie überfordert einige Autofahrer auf Blaulicht und Martinshorn reagieren. Von der abrupten Vollbremsung, langsam fahren ohne Platz zu machen oder dem Blockieren der linken Spur war alles dabei. Für die Polizisten wirklich anstrengend und gefährlich, jederzeit mit allem rechnen zu müssen. Meine Bitte an alle Autofahrer: Denkt euch in die Polizei hinein. Macht durch Blinken kenntlich, dass ihr sie seht und gleich rechts ranfahrt. Fahrt zügig, wenn die Baustelle einspurig ist und das Einsatzfahrzeug hinter euch kommt und zur Not fahrt auch VORSICHTIG über die rote Ampel, um Platz zu machen. Übrigens können die Beamten mittels ihrer Bodycams auch das Blockieren der Einsatzfahrzeuge aufnehmen und bringen dies anschließend zur Anzeige. Konsequenz: 240 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.
Am See angekommen, stellte sich eine konfuse Situation dar, die erst nach und nach aufgeklärt werden konnte. Hilfreich wäre es gewesen, wenn die anrufende Person sich den Beamten direkt vorgestellt hätte. Nebenbei stellten sich weitere Verkehrsverstöße von Badegästen heraus, unter anderem zahlreiche Parkverstöße im absoluten Halteverbot. Viele denken hier, die Verwarnung sei Schikane der Polizei. Fakt ist aber, dass insbesondere an warmen Sommertagen mit viel Besuchern an Badeseen bei Notfällen den Rettungskräften die Zufahrt zum Einsatzort erschwert wird.
In der Dämmerung stellten wir uns an einer Landstraße, in der die Höchstgeschwindigkeit 70 km/h vorgeschrieben ist, zum Lasern auf. In einer Stunde trafen wir auf sechs Autofahrer, die sich nicht an die Vorgabe hielten. Trauriger Spitzenwert eines jungen Mannes mit Kleinwagen, den wir sogar mit Blaulicht und Martinshorn verfolgen mussten, waren 117 km/h.
Die Nacht verbrachten wir mit vielen kleineren Einsätzen, von vermeintlichen Ruhestörungen über eine Frau, die von einem Bekannten plötzlich nicht mehr erreicht werden konnte, bis hin zu einer ausgelösten Alarmanlage. So blieb genug Zeit, um viele Fragen zu stellen und sich über die Probleme des Polizistenlebens auszutauschen. Die gute Stimmung im Team und die Freude bei der Arbeit waren ansteckend, sodass die Müdigkeit kaum durchkam. Während ich die einsatzlose Zeit damit verbrachte, mich im Kommissariat umzuschauen, hatten die Beamten viel mit dem Schreiben der Berichte zu tun. Damit diese auch vor Gericht Bestand haben, gilt es auch an Details zu denken und gut zu dokumentieren.
Nach 12 Stunden wurde die Nachtschicht dann abgelöst. Zu dieser Zeit entstand auch das Foto, also nicht über die kleinen Augen wundern 😉
Für mich bleiben tolle Eindrücke! Ein Hoch auf unsere Polizei, die unvoreingenommen, professionell und auch in der Nacht stets konzentriert für unsere Bürger da ist! Vielen Dank, dass ich eine Nacht lang reinschnuppern durfte!“